Am 3. April veröffentlichte das Magazin „Chance“ einen Sonderbericht über den CO2-Grenzsteuersatz der EU. Darin hieß es, der CO2-Grenzsteuermechanismus der EU (MACF, La Mécanisme d'Ajustement Carbone aux Frontière) werde am 1. Januar 2026 offiziell in Kraft treten. Der Mechanismus werde Zölle auf Grundlage des CO2-Fußabdrucks der nach Europa exportierten Produkte erheben. Die Preise dürften zwischen 60 und 100 Euro pro Tonne liegen. Es soll zunächst für sechs Sektoren gelten: Stahl, Aluminium, Zement, Düngemittel, Strom und Wasserstoff. In dem Artikel hieß es, es handele sich um eine neue Art von „grünem Zoll“, und Marokko werde von der Kohlenstoffzollpolitik direkt betroffen sein, vor allem, weil fast 65 % seiner Produkte nach Europa exportiert würden, davon 80 % nach Tanger. Betroffen sind Phosphate, die Hauptstütze der marokkanischen Exporte.
Die Automobilindustrie war die erste, die Maßnahmen zur Emissionsreduzierung einführte und ein ausgereiftes umweltfreundliches Produktionssystem etablierte. Auch wenn die landwirtschaftliche Produktverarbeitungsindustrie bei der Energieumwandlung nur langsame Fortschritte erzielt, sind bei der Einschränkung des Einsatzes von Pestiziden und Herbiziden doch einige Fortschritte zu verzeichnen. Die Textilindustrie wird 2027–2028 in den CO2-Grenzausgleichsmechanismus einbezogen. Mit Unterstützung internationaler Kunden haben Textilunternehmen im Norden Marokkos mit der Energiewende begonnen. Die Produktion von Stahl, Aluminium und Zement dient hauptsächlich dem marokkanischen Binnenmarkt und ist derzeit weniger betroffen.
Marokko richtet ein Fördersystem für die Dekarbonisierung der Industrie ein, beispielsweise durch die Gewährung von 30 % finanzieller Subventionen für Unternehmen, die Photovoltaikmodule installieren. Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (BERD) wird Marokko 360 Millionen Euro an grünen Finanzierungen zur Verfügung stellen, um lokale marokkanische Unternehmen zur Einführung nachhaltiger Produktionsmodelle zu ermutigen und die zusätzlichen Kosten auszugleichen, die durch den Einsatz umweltfreundlicher Technologien entstehen.
Allerdings stieß der Mechanismus auch bei den Schwellenländern auf Kritik. Die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) wies darauf hin, dass er nur begrenzte Auswirkungen auf den Klimawandel habe und zu einer Verzerrung der Handelsmuster führen könne.