Laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Unternehmensberatung McKinsey wird fossiles Erdgas auch im nächsten Jahrzehnt eine wichtige Rolle in der deutschen Energieversorgung spielen und sein Verbrauch werde langsamer sinken als von den Behörden derzeit geplant. Als Hauptgründe nennt der Bericht die verzögerte Umstellung von der Erdgasheizung auf Alternativen wie Wärmepumpen sowie den Bedarf an mehr Erdgas für Strom und Fernwärme nach dem schrittweisen Ausstieg Deutschlands aus der Kohle.
McKinsey erwartet, dass der gesamte Gasverbrauch Deutschlands von heute 740 Terawattstunden (TWh) bis 2030 auf 690 bis 720 TWh sinken wird und damit deutlich über den im offiziellen Netzausbauszenario prognostizierten 550 bis 650 TWh liegt. „Auf der Stromversorgungsseite werden bestehende Gaskraftwerke mit höherer Kapazitätsauslastung arbeiten, während neue Kraftwerke an das Netz angeschlossen werden“, heißt es in dem Bericht.
Während Deutschland den Anteil erneuerbarer Energien steigert und aus Kohle und Atomkraft aussteigt, plant das Land, mehr gasbetriebene Kraftwerkskapazitäten aufzubauen, um Spitzen in der Elektrizitätsnachfrage zu bewältigen oder wenn Wind- und Solarenergie nicht ausreichen. Die neuen Anlagen sollen vor allem in Schlüsselregionen wie Süddeutschland errichtet werden, da das Land derzeit nicht über ausreichende Netzkapazitäten verfügt, um erneuerbaren Strom aus dem Norden in die Industriezentren zu transportieren. Der scheidenden Regierung gelang es nicht, sich auf Gesetzesreformen zur Einführung von Ausschreibungen für den Bau neuer Gaskraftwerke zu einigen. Mit diesem Thema muss sich die nächste Regierung befassen.
McKinsey forderte die deutschen Behörden auf, realistischere Prognosen zum künftigen Gasbedarf abzugeben und betonte: „Übermäßig ehrgeizige Ziele werden, wenn sie nicht durch starke Maßnahmen untermauert werden, zu schlechten Entscheidungen bei der Energie- und Wärmewende in Deutschland führen.“