Um den Herausforderungen der aktuellen Energiewende zu begegnen, müsse die nächste deutsche Regierung rasch einen Gesetzentwurf zum Ausbau neuer gasbefeuerter Kraftwerkskapazitäten auf den Weg bringen, sagte der Chef des großen deutschen Energieversorgers EnBW (EBKG.DE) am Montag. Zu den Unternehmen, die den Bau des neuen Kraftwerks gemeinsam mit Unternehmen wie Uniper und STEAG planen, zählt auch EnBW.
Im vergangenen Jahr wurde ein Gesetzentwurf zum Bau und zur Modernisierung von Gaskraftwerken mit einer Leistung von 12,5 Gigawatt (GW) von der inzwischen aufgelösten Regierungskoalition auf Eis gelegt, nachdem man sich mit der Industrie nicht auf die Einzelheiten einigen konnte. Da in Deutschland am 23. Februar die Bundestagswahl ansteht, steht die neue Regierung unter Druck, das Gesetz erneut auf den Weg zu bringen. Umfragen deuten darauf hin, dass es bei der Wahl nicht unbedingt zu einer klaren Mehrheit kommen wird. Koalitionsgespräche werden daher von entscheidender Bedeutung sein.
"Jede neue Regierung wird eine Entscheidung über eine Kraftwerksstrategie treffen müssen", sagte EnBW-Chef Georg Stamatelopoulos auf der Energiekonferenz E-World in Essen. "Wir haben die Botschaft erhalten und müssen schnell handeln", fügte er hinzu. Stamatelopoulos betonte, die Branche brauche bis 2027/28 ein klares Marktdesign, damit Kraftwerke an staatlichen Ausschreibungen zum Bau neuer Erzeugungskapazitäten teilnehmen können.
EnBW geht davon aus, dass in Deutschland bis 2030 20 GW neue Stromerzeugungskapazität nötig sind, um die Systemstabilität des Stromnetzes zu gewährleisten. Bis dahin werden 80 Prozent der Elektrizitätsversorgung durch Wind- oder Solarenergie gedeckt und Kohlekraftwerke mit hohem CO2-Ausstoß werden nach und nach stillgelegt. Die Stromerzeugung durch Erdgas wird in der Übergangszeit als wichtige Energiequelle angesehen, um die Volatilität der erneuerbaren Energien auszugleichen.